Meine perfekte Tastatur für macOS und Linux

Im April 2025 habe ich sie gefunden: meine perfekte Tastatur. Die Rainy 75 Pro von Wobkey ist nicht nur hochwertig - sie hat mich vom ersten Tastenanschlag an begeistert.

Das massive Unibody-Gehäuse aus Aluminium, der satte Klang und das ausgewogene Schreibgefühl machen sie zu einem echten Highlight. Besonders wichtig war mir aber, dass sie sich nahtlos in mein Setup mit mehreren Systemen (macOS und Linux) integriert – ohne Umstecken, ohne ständiges Konfigurieren.

Ich nutze die Tastatur über USB an einem KVM-Switch. Dabei ist wichtig, sie nicht an den dedizierten “Tastatur-Port” des Switches anzuschließen (der nur eine einfache Tastatur emuliert), sondern an einen echten USB-Port - sonst funktionieren Sonderfunktionen wie Makros und VIA-Kompatibilität nicht zuverlässig.

In diesem Artikel zeige ich, wie ich die Tastatur optimal auf meine Bedürfnisse angepasst habe: inklusive Unterstützung für Umlaute trotz US-Layout, Remapping und praktischen Makros mit keyd und Via.

Warum das US-Layout?

Wer viel programmiert, landet früher oder später beim US-Layout. So ging es zumindest mir. {}, [] oder ~ - all diese Zeichen sind ohne Verrenkungen erreichbar, und das macht im Alltag einen echten Unterschied.

Außerdem ist das US-Layout in vielen Tools und Betriebssystemen die Referenz. Tastenkombinationen funktionieren zuverlässiger, und auch beim Remote-Zugriff (z. B. via SSH) gibt’s seltener Probleme mit vertauschten Tasten.

Klar, Umlaute fehlen - aber keine Sorge: Auch dafür gibt’s elegante Lösungen. Sowohl unter macOS als auch unter Linux.

Umlaute unter macOS: Einfach mit der Win- bzw. rechten Alt-Taste

Auf meinem Mac Studio gebe ich Umlaute über folgende Tastenkombinationen ein:

Win+u dann u → ü
Win+u dann a → ä
Win+u dann o → ö
Win+s → ß

Das funktioniert erstaunlich gut - ganz ohne zusätzliche Tools oder externe Software. Die rechte Alt-Taste erfüllt hier denselben Zweck und ist sogar der Win-Taste vorzuziehen – unter macOS entspricht sie der Option-Taste.

Wichtig: Die Tastatur muss dafür im Mac-Modus laufen. Den aktiviert man durch langes Drücken von Fn + M (mindestens 3 Sekunden).

Nur so stimmen auch die macOS-spezifischen Belegungen wie Command (⌘) und Option (⌥).

Umlaute unter Linux: Mit keyd und der Compose-Taste

Unter Ubuntu mit Gnome war die Einrichtung einfach: Ich habe das Tastaturlayout auf English (Macintosh) umgestellt und unter Alternative Characters Key die linke Alt-Taste gewählt. Damit funktionierten die gleichen Tastenkombinationen wie unter macOS. Zu empfehlen ist dies jedoch nicht und es sollte hier auch eher die rechte Alt-Taste als bekannte AltGr-Taste genutzt werden.

Auf minimalistischen Setups wie Alpine oder Arch Linux - meinen bevorzugten Linux-Distributionen - funktioniert das nicht ohne Weiteres. Dort kommt keyd ins Spiel. Genau da liegt dann auch mein Schwerpunkt, denn das sind die Systeme, welche ich selbst täglich nutze.

Dank keyd - Tastatur-Remapping, wie es sein soll

Keyd ist ein leichtgewichtiges, systemweites Tool zum Umbelegen von Tasten - unabhängig vom Desktop Environment. Genau richtig für schlanke Linux-Setups.

Installation unter Alpine Linux

doas apk add keyd setxkbmap

Oder unter Arch Linux:

sudo pacman -Sy keyd xorg-setxkbmap

Basiskonfiguration: /etc/keyd/default.conf

[ids]
*

[main]
leftalt = leftmeta
leftmeta = leftalt

Damit wird z. B. die linke Alt-Taste zur Super-Taste (Meta) und umgekehrt.

Compose Key aktivieren mit setxkbmap

Mit folgendem Befehl wird die Compose-Funktion systemweit aktiviert:

setxkbmap -option compose:menu

In meiner .xinitrc sieht das dann so aus:

#!/bin/bash

# set compose key
setxkbmap -option compose:menu

Bei mir wurde die rechte Control-Taste zur Compose-Taste (normalerweise ist das die AltGr-Taste) - ideal für Sonderzeichen und Umlaute.

Da meine Tastatur keine eigene AltGr-Taste hat, hatte ich zuvor in Via die rechte Control-Taste als rechte Alt-Taste konfiguriert. Auch wenn AltGr unter vielen Linux-Desktops direkt für Sonderzeichen genutzt werden kann, ist die Compose-Taste oft flexibler – besonders in minimalistischen Setups.

Erweiterte keyd Konfiguration für Umlaute

Für noch bequemere Eingaben habe ich einen eigenen keyd-Layer namens dia erstellt. Darin definiere ich Makros für Umlaute und Sonderzeichen:

[dia]

# Make o to ö
o = macro(compose o ")

# Make a to ä
a = macro(compose a ")

# Make u to ü
u = macro(compose u ")

# Make e to €
e = macro(compose e =)

# Make s to ß
s = macro(compose s s)

Die rechte Alt-Taste (AltGr) aktiviert diesen Layer:

rightalt = layer(dia)

So genügt z. B. AltGr + o für ein ö - deutlich schneller und intuitiver als die klassischen Compose-Sequenzen.

Den keyd Service starten

Damit keyd automatisch beim Systemstart geladen wird, muss folgender Dienst aktiviert werden:

Unter Alpine Linux

doas rc-update add keyd
doas rc-service keyd start

Fehlermeldung beim Start?

Falls keyd beim Starten abstürzt, liegt das unter Umständen an einem Konflikt mit dem Paket keyd-openrc. In dem Fall hilft folgende Reihenfolge:

doas apk del keyd-openrc
reboot
doas rc-update add keyd
doas rc-service keyd start

Unter Arch Linux

sudo systemctl enable -now keyd

Konfiguration neu laden

Nach Änderungen an der Datei /etc/keyd/default.conf kann keyd wie folgt neu geladen werden:

keyd reload

Copy & Paste im Terminal

Unter macOS klappt Copy & Paste auch im Terminal ganz bequem mit Alt+C und Alt+V. Das ist für macOS Command+C und Command+V.

Unter Linux ist das nicht ganz so einfach: In vielen Terminal-Emulatoren ist Ctrl+C nicht zum Kopieren da, sondern beendet das aktuell laufende Programm. Stattdessen verwendet man oft Shift+Ctrl+C zum Kopieren und Shift+Ctrl+V zum Einfügen – was schnell unpraktisch wird, besonders wenn man regelmäßig zwischen Programmen und Systemen wechselt.

In meinem Setup mit st - dem minimalistischen Terminal von suckless - war Copy & Paste anfangs ungewohnt.

Wie ich das optimiert habe - inklusive Clipboard-History und eigenen Tastenkombinationen - zeige ich gerne in einem der nächsten Blogartikel.

Tastatur-Firmware mit Via anpassen

Via ist eine Web-App, mit der sich kompatible Tastaturen wie meine Rainy 75 Pro komfortabel konfigurieren lassen.

Damit lassen sich Tastenbelegungen, Makros und Layer direkt in der Firmware ändern - ohne Flashen, direkt über USB.

Wichtig: Via funktioniert nur, wenn die Tastatur direkt per USB angeschlossen ist – also nicht über einen KVM-Switch. Außerdem werden vor allem Chrome-basierte Browser unterstützt; Firefox funktioniert derzeit nicht.

Beispiel: Makro für Ctrl+S auf Caps Lock

Ich habe die Caps Lock-Taste durch ein Makro ersetzt, das Ctrl+S sendet:

  • Makro: {KC_LCTL, KC_S}
  • Verwendung: In nvim und tmux nutze ich Ctrl+S (statt Ctrl+B) als Leader Key.

So kann ich den Leader bequem mit einem einzigen Tastendruck auf Caps Lock aktivieren - sehr praktisch im täglichen Workflow.

Ich habe zudem in Via die rechte Ctrl-Taste als rechte Alt-Taste konfiguriert.

Fazit

Meine Rainy 75 Pro ist nicht nur ein optischer und haptischer Genuss - mit den richtigen Tools wie keyd, setxkbmap und Via lässt sich auch der Funktionsumfang auf ein ganz neues Level heben. Egal ob macOS oder Linux - ich kann nahtlos arbeiten, Umlaute schreiben und habe volle Kontrolle über meine Tastenkombinationen.

In zukünftigen Artikeln werde ich tiefer auf meine Linux Installationen mit dwm-, nvim- und Clipboard-Konfiguration eingehen. Wer Fragen zur Tastatur oder den Konfigurationen hat, kann mir gerne schreiben oder einen Kommentar hinterlassen.

Hinweis: Die Rainy 75 Pro gibt es z. B. hier auf Amazon - Affiliate-Link, keine Mehrkosten für dich.

Verwendete Tools: